In den vergangenen Tagen wurde in den Medien immer wieder über den schlechten Gesundheitszustand des „Kaisers“ berichtet. Seine Rechtsanwälte haben der Schweizer Bundesanwaltschaft Atteste vorgelegt, dass der 73-Jährige nicht vernehmungs- und verhandlungsfähig sei. Zwar haben die Behörden weitere Gutachten über den Gesundheitszustand von Franz Beckenbauer in Auftrag gegeben, aber mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte er einer Anklage im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2006, dem Sommermärchen, entgehen.
Jahrzehntelang war die Lichtgestalt Beckenbauer in den Medien und der Werbung omnipräsent, aber seit einigen Jahren ist es still um ihn geworden. Dies hängt nicht nur mit den ominösen Zahlungen im Zuge der Vergabe der FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006 zusammen, sondern auch mit dem Tod seines Sohnes Stephan, der am 1. August 2015 nach langer Krankheit verstarb. All dies zusammen führte zu einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und machte eine Herzoperation notwendig. Zuletzt trat er live anlässlich des Champions League Achtelfinales Bayern gegen Liverpool im März 2019 im Fernsehen auf.
Franz Beckenbauer
Der am 11. September 1945 in München geborene Fußballspieler. Trainer und Funktionär gehört zu den wohl berühmtesten Deutschen aller Zeiten.
Mit achtzehn Jahren, am 6. Juni 1964, debütierte er beim FC Bayern München. Bis zu seinem Abschied im Jahr 1977 holte er mit den Münchnern je vier deutsche Meisterschaften und Pokalsiege, dreimal den Europapokal der Landesmeister und einmal den Europapokal der Pokalsieger. Zusammen mit Sepp Maier, Gerd Müller und vielen anderen legte er den Grundstein für die auch heute noch andauernden Erfolge von Bayern München.
In den Jahren 1977 bis 1980 spielte er, zusammen mit Pele, für New York Cosmos und gewann dabei drei Meisterschaften. 1980 bis 1982 zog es ihn wieder zurück nach Deutschland, dieses Mal zum Hamburger SV, mit dem er 1982 nochmals einen Meistertitel feiern konnte.
Für die deutsche Nationalmannschaft spielte er von 1964 bis 1977 und kam dabei bei 103 Einsätzen auf vierzehn Tore. 1972 wurde er Europameister und 1974 Weltmeister.
Nachdem er noch als Spieler eine weitere Beschäftigung nach seiner aktiven Karriere im Fußball, beispielsweise als Trainer, ausschloss, kam es doch ganz anders.
Nach dem blamablen Aus in der Vorrunde bei der Europameisterschaft 1984 in Frankreich übernahm Beckenbauer das Amt des Teamchefs. Unter seiner Leitung erreichte die Mannschaft bei der WM in Mexiko das Finale (2:3 Niederlage gegen Argentinien), das Halbfinale bei der Europameisterschaft 1988 in Deutschland und als Krönung den WM-Titel 1990 in Italien (1:0 gegen Argentinien).
Anschließend setzte er seine Trainerkarriere bei Olympique Marseille für ein weiteres Jahr fort. Zweimal übernahm er noch kurzfristig das Traineramt beim FC Bayern München: in der Saison 1993/1994 nach der Entlassung von Erich Ribbeck und 1995/1996 nach dem vorzeitigen Aus von Otto Rehagel.
1991 bis 1994 war er Vizepräsident des FC Bayern München und anschließend bis 2009 Präsident.
Im Zuge der Bewerbung für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 reiste er um die ganze Welt, um für Deutschland als Gastgeber zu werben. Nach dem erfolgreichen Zuschlag wurde er OK-Chef der WM 2006.
Viele seiner Aussagen sind bis heute unvergessen:
„Die deutsche Nationalmannschaft wird auf Jahre hinaus unschlagbar sein“ – kurz nach dem WM-Triumph von 1990 und hinsichtlich der bevorstehenden Wiedervereinigung.
„Ihr habt gespielt wie die Uwe-Seeler-Traditionself“ – nach einer Niederlage des FC Bayern München in Lyon, wenige Monate später wurde die Mannschaft Champions League-Sieger 2001.
„Schaun mer mal“
„Ja ist denn heut schon Weihnachten“ – Werbespruch bei O2
„Ich habe keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen“ – im Hinblick auf die Kritik an den Arbeitsbedingung auf den Baustellen für die WM 2022.